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Stadt – Ort sozialer Innovation
Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Jg. 27, 2014, Heft 2, S. 142, 19 €

Die Stadt – insbesondere die Großstadt – galt schon immer als Ort gesellschaftlicher Innovation. Bereits Klassiker der Soziologie wie z.B. Georg Simmel, Emile Durkheim und später die Chicago School haben die Gemengelage aus Größe, Dichte und Heterogenität als Basis für die kulturelle und ökonomische Produktivität von (Groß-)Städten ausgemacht. Durch das Zusammentreffen von Fremden, ihrer unterschiedlichen Kulturen, Denk- und Lebensweisen, werden tradierte Ordnungen infrage gestellt, es entstehen Konflikte, aber auch Freiräume für Kreativität und Innovation.

In den letzen Jahren hat das Interesse an den urbanen Ressourcen für die Entfaltung innovativen Potenzials deutlich zugenommen. Zum einen haben Standortkonkurrenzen und die Krisenphänomene der letzten Jahrzehnte Städte zu einem Experimentierfeld für neue Politikansätze werden lassen. Zum anderen hat das Interesse an der urbanen Kultur- und Kreativwirtschaft als Motor ökonomischen Wachstums zugenommen. Ob Krise oder Renaissance: Städte scheinen einen ganz besonderen Nährboden für soziale Innovationen zu bieten.

Die Beiträge des Themenschwerpunkts umfassen zunächst einmal Anschauungsbeispiele sehr verschiedener Art: aus der Sozialpolitik und Urbanistik oder auch der Umweltpolitik. Behandelt werden soziale Innovation in Form kleinteiliger Selbstorganisationsformen, soziale Unternehmen, sektor-übergreifende Netzwerke und Projekte sowie synthetisierende Ansätze zur Schaffung einer anderen kommunalen Klimapolitik im Sinne der Erarbeitung eines veränderten diskursiven Referenzrahmens.

Der Beitrag “Städtische Innovationsregime” von Sandro Cattacin und Patricia Naegeli stellt heraus, wie eng Innovation und Freiheit miteinander verknüpft sind. Er zeigt, warum insbesondere der urbane Raum in diesem Sinne als ein innovationsförderliches Setting angesehen werden kann. Vor diesem Hintergrund seien Ansätze einer die erforderlichen Freiräume einengenden „top-down-Steuerung“ sozialer Innovation zu kritisieren, wie sie sich von Seiten der EU andeuten.

Die Frage nach der Differenz von eher kleinteiligen sozialen Innovationen und dem Umgang mit innovativen Produkten in der Wirtschaft wird von Taco Brandsen, im Beitrag “Herausforderungen der Diffusion sozialer Innovation” herausgearbeitet. Projekte, Prozesse und Angebote sozialer Innovation sind stark geprägt durch die jeweiligen lokalen Kontexte, wenn sie sich entwickeln können sollen. Das setzt Konzepten der Diffusion nach dem Muster der Vermarktung erfolgreicher neuer Produkte (Franchising von sozialen Innovationen) Grenzen.

Mehr dazu im neuen Heft.

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